4.1. Januar bis März

4.1.1. Konzeption von Rahmen und musikalischem Raum

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Nach dem Jahreswechsel starten wir mit dem ersten Basisthemen. Die Zeit bietet sich an, weil nach der funkelnden Weihnachtszeit eine völlig neue Athmosphäre gestaltet sein will: Aus dem dunklen, kalten Jahresanfang gelangen wir in eine täglich hellere und schließlich erwachende Natur.

Grade die dunkle Winterzeit ist eine Herausforderung an die Raumgestaltung und die Kreativität. Im  Sommer ist Kindertagespflege leichter. Sand, Wiese, Wasser und Ausflüge bieten viele Möglichkeiten. Im Winter ist man enger ans Haus gebunden. Kinder wollen aber nicht immer „brav“ spielen. Sie wollen toben und stellen Ansprüche.

 

Strukturierung der Umwelt und Anpassung an das Bildungsprojekt

Das erste große Fest im neuen Jahr ist der Karneval. Abgesehen von den Hochburgen im Rheinland und Mainz kennen alle Regionen und Kulturen die „Austreibung des Winters“ mit Verkleidung, Masken und Ritualen. Für Kleinkinder – insbesondere im 1. und 2. Lebensjahr – ist Leben in jeder Hinsicht neue Erfahrung. Sie begegnen ihrem ersten Schnee. Sie sehen den ersten Weihnachtsmann. Wer von dieser meist massiven Gestalt noch nicht verschreckt wurde, kriegt es spätestens zu Karneval mit der Angst zu tun. Maskerade macht im Kleinkindalter meist wenig Freude. Man bedenke, dass die kleinen Kinder grade erst anfangen, sich selbst zu erkennen. Das eigenen Bild ist noch fremd. Welt und Umwelt sind ganz neue Eindrücke. Kleidung wird am Körper ganz neu erlebt. Erster Schneeanzug, erste Schuhe, erste Mütze im Leben. Ver-Kleidung ist in diesem Alter viel zu abstrakt. Anders sieht die Sache schon mit den Kleinen aus, die bald in den Kindergarten kommen. Dreijährige sind in der Lage, Verkleidungen zu durchschauen und finden sie lustig.

In der Vorkarnevalszeit, In Anbetracht der anstehenden Eindrücke, entschließe ich mich zu einer gezielten Vorbereitung auf das Thema Kostümierung und suche im Fundus der plakativen und lebbaren Möglichkeiten.

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Tiere, Zirkus, Karneval

In Dresden haben wir das große Glück, dass der heimische Zirkus Sarrasani hier sein Winterquartier aufschlägt. Ich nutze die Chance und besorge im Rahmen eines Ausflugs im Bollerwagen den Zirkus über Tag. Wir sehen Zelt und schnuppern etwas Athmospähre. Für eine richtige Zirkus-Veranstaltung haben Kleinkinder bis zum 3. Lebensjahr kaum Konzentration und Ausdauer. Die kurze Begehung des Zelts und das Schnuppern der besonderen Athmosphäre ist schon eine Herausforderung. Mit Plakaten vergangener Veranstaltungen bestückt, kamen wir eindrucksbeladen zurück und konnten die Tagesstätte perfekt dekorieren: Vorhang auf!

In einem anderen Jahr – mir war das Plakat abhanden gekommen, erlaubte die Witterung keine lange Fahrt mit dem Bollerwagen. Rollsplitt gegen Eis und Schnee ist ein zuverlässiger Reifenkiller. Also bestellte ich über das Internet ein buntes Plakat beim Zirkus Roncalli. Hier fehlt zwar das Erlebnis Zirkus live, aber das Plakat als solches macht großen Eindruck.

 Dekorationsvorschläge:

  •  Zirkusplakate, große Zirkusbilder – am besten mit Tieren oder Bilder von wilden Tieren wie Löwe, Tiger, Bär.  Das großformatige Plakat wird an einem Platz aufgehängt, wo es gut sichtbar ist. Am besten es gibt einen festen Platz für die regelmäßig wechselnden Bilddemonstrationen.

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  • Ein kleiner Ausflug in die naheliegende Bücherei bescherte uns schöne Bücher zum Thema. In Dresden dürfen Tagespflegepersonen entsprechende Bücher für die Tagesstätte kostenlos ausleihen – ein guter und nachahmenswerter Service der städtischen Bibliotheken.

Dialogische Vorbereitung auf ein Thema

Plakate und Bilder in Büchern dienen der Einstimmung. Im dialogischen Gespräch wird das Bild erkundet.

  • Erziehungsbegleiter kommen immer wieder in Ruhezeiten auf das Thema – in diesem Fall Zirkus, Tiere – zu sprechen. Die Kinder entdecken das Bild und formulieren mit eigenen Worten das Gesehene. Ein dialogischer Prozess dauert zwischen 5 und 10 Minuten. Danach wird im aktuellen Tagesprogramm fortgefahren.

Praktische Aufbereitung der Dialoge

Die Räume der Kindertagespflege werden dem Thema entsprechend gestaltet:

  • Ich rücke Sitz- und Spielelemente zu einer Art „Arena“ um. Kinder haben Angst vor Masken. Deshalb habe ich lustige Tiermützen und -hüte gewerkelt oder im Karnevalsverkauf erworben. Diese liegen jetzt für die Kinder gut zugänglich im Zentrum der Spielsachen in einem Fach. Immer steht ein gut erreichbarer Spiegel in der Kindertagespflege, der jetzt zum großen Einsatz kommt. Bei der Buch-/Plakatbesprechung ziehe ich mir selbst eine Kappe auf, was die Kinder sehr lustig finden. Sollte ein Kind dennoch weinen, mache ich ein paar Scherzchen, die die anderen zum lachen bringen, setze dann aber anstandshalber die Quelle des Schrecks ab. Manchmal albere ich mit meinem Hund, indem ich ihm die Kappe aufsetz. Auf jeden Fall begegne ich der Angst mit Respekt und einer Portion Humor, frei nach dem Motto: Das ist doch lustig! Die meisten Kinder werden zur Nachahmung animiert. Erstaunlich lange können sie alleine oder in Gesellschaft in Freispielsituationen vor dem dem Spiegel verbringen. An manchen Tagen schminke ich mein Gesicht vor dem Spiegel. Auf Wunsch mal ich auch die Kinder an.

Durch die Präsenz und Vorführung von Maskerade kann das Kind  Ängste abbauen. Damit gewinnt der kleine Mensch eine wichtige Fähigkeit: Freude an der Selb stgestaltung. Verkleidungen sind bei mir im Übrigen auch Saisonübergreifend Teil des Spielangebots, sie rücken im Laufe des Jahres allerdings weiter in den Hintergrund.

4.1.1. Musikalische Begleitung

Die klassische Musikkomponente liegt auf der Hand:

  • Camille Saint-Saëns‘ „Karneval der Tiere“.

Und unsere gesungenen Lieder haben auch das Thema Zirkus, Zoo und Tiere, zum
Beispiel:

  • Was müssen das für Bäume sein.
  • Die Affen rasen durch den Wald.
  • Die Löwin Amanda.
  • Ich bin ein dicker Tanzbär.
  • Als unser Mops ein Möpschen war.

(Die Texte befinden sich in diesem Blog unter Kinderliede & Reime.)

Sitzelemente werden zu einer „Arena“ aufgebaut. Manchmal werden die Kinder zu
„Tigern und Löwen“ geschminkt, um dann durch Kriechtunnel zu robben und wie Löwen
im Zirkus vom Podest zu springen. Am Mittagstisch wurde dann auch „wie ein Löwe“
gegessen und gekaut(!)35, was selbst die hartnäckigsten „Mümmelchen“ motivierte.

Elternarbeit

Dank des Blogs können sich Eltern schon im Vorfeld informieren und wissen, welche Themen und Lieder grade aktuell sind. Häufig wird das Kleinkind, Kunst & Klassik-Programm im Elternhaus aufgegriffen. Nach Karneval wird es Zeit für ein neues Thema. Dann verabschieden sich Zirkus und Karneval für ein Jahr. Diese Kombination aus Spiel, Aktion, kreativem Schaffen und Musik ist aber in jedem Jahr so gelungen, dass der „Kinderzirkus“ auch für den anstehenden Elternabend zum Leitthema wird:

Der Elternabend

Rund um die „Arena“ werden die Eltern plaziert. Wir hören einige Szenen aus der Suite und beobachten dabei die Kinder, die  in Gegenwart der Eltern allerdings nicht so frei in ein Thama fallen lassen. Gemeinsam mit Eltern und Kindern wird gesungen und musiziert und es werden einige „Löwenhäppchen“ aus der „Kerngesunden Kinderküche“  gekostet36 gekostet. Auch die Eltern bringen eine Kleinigkeit zum Verzehr mit.

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