1. Persönliche Motivation

„Die sind ja noch viel zu klein!“

Gemeint sind jene Kleinkinder zwischen 1 und 3 Jahren, mit denen ich, in meiner Funktion als Tagesmutter, die heiligen Hallen der Alten Meister in Dresden besuchte. Wir waren auf dem Weg zum berühmten „Schokoladenmädchen“ von Jean-Étienne Liotard.

Hätte diese Dame nur einen herzlichen Blick für die Kinder übrig gehabt, wäre ihr aufgefallen, dass die Augen der Kinder in den imposanten Räumen strahlten.

  • Für Kunst ist es nie zu spät – aber es ist auch nie zu früh!

Den spontanen Ausspruch jener anonymen Besucherin bestätigte mir leider kurze Zeit später auch eine Museumspädagogin. Nicht ablehnend, vielmehr völlig unerfahren in der Arbeit mit den sogenannten Krippenkindern, schien ihr förmlich vor einer Begegnung mit dieser Altersklasse zu grauen. Abwehrend schilderte sie ihre eigenen Erfahrungen mit schreiendem Nachwuchs kunstbegeisterter Eltern. Für eine Unterrichtseinheit im herkömmlichen Sinne fehlt solch Kleinen tatsächlich die Reife, denn alle pädagogischen Ansätzen beginnen frühestens im Kindergartenalter. musste ich bei näherer Nachforschung feststellen,

Herzlich willkommen im
Stadtmuseum Dresden!

 

  • Museumspädagogik beginnt in unserem Bildungssystem frühestens im Kindergartenalter.

Wobei ich wenige Kindergartenkinder kenne, die Museen besuchen. Musemuspädagogik beginnt wohl eher mit der Schulreife, musste ich bei Nachforschung feststellen.

Für eine Unterrichtseinheit im herkömmlichen Sinne fehlt Kindern im Alter zwischen 1 und 3 Jahren tatsächlich die Reife. Sie können sich für nur kurze Zeit – maximal eine halbe Stunde – konzentrieren.

Aber sind Kleinkinder deshalb wirklich zu klein für bildende Künste?

Selbst Mutter von drei Töchtern, habe ich meine Kinder in jedem Alter an Malerei, Bildhauerei und an viele Musikrichtungen herangeführt – dem Alter entsprechend und nicht mit dem pädagogischen Zeigefinger, vielmehr als Teil eines normalen Alltags.

Kleiner Mann am Thema interessiert….

Warum sollte eine Mutter auch auf Museumsbesuche verzichten, nur weil sie ein Baby oder Kleinkind hat?

Dabei durfte ich die wundersame Wirkung von Gemälden, Skulpturen und vor allem von besonderen sphärischen Räumen und von komplexen Musikharmonien erleben, die keinem Menschen – egal welchen Alters -verborgen bleibt.

 

Was ich als Mutter rein intuitiv und natürlich praktizierte, bekam durch die erschreckende Kritik der Museumspädagogin bei dem Museumsbesuch mit den Tagespflege-Kindern einen neuen Impuls. Ich begann, die Reaktionen meiner Tageskinder bewusst zu beobachten. Ich konfrontierte sie mit Bildern von alten und neuen Meistern, die ich in Form von Drucken „ganz nebenbei“ auf Augenhöhe neben dem Ess-/und Werktisch der Kinder platzierte. Schließlich stellte ich eine Staffelei in der Kindertagesstätte auf und organisierte Schmirgelpapier und einfache Schleifwerkzeuge zum Bearbeiten von Speckstein, damit auch der Entstehungsprozess, mit den damit verbundenen Gerüchen, Geräuschen und dem Auf- und Abtrag von Material, das „Be-Greifen“ von Kunstwerken erleichtert. Mit Pinsel und Spachteln bearbeitete ich Leinwände, während die Kleinen zuschauen konnten – wenn sie wollten.

Und wie sie wollten. Sie umringten mich und beobachteten genau, welche Bewegungen ich vollzog, um mit verschiedenem Werkzeug die Farben auf dem Untergrund zu verteilen. Sie bewunderten, wie sich die Feile in den weichen Speckstein fraß und dabei einen weichen Staub hinterließ. Während langsam neue „Kunstwerke“ entstanden, nahmen selbst kleinste Kinder die Techniken war.

Und plötzlich veränderte sich das zaghafte erste Malverhalten. Die Kinder kopierten den Farbauftrag – auch mit den gereichten Wachsblöcken oder –kreiden. Sie fingen an, flächig und überlappend zu „arbeiten“, legten die Farbschichten decken übereinander und führten die bekannten kreisenden Bewegungen bei der Stiftführung viel eher durch als Kinder in Vergleichsgruppen anderer Tagespflegeeinrichtungen. Sie rieben energisch das Schmirgelpapier über den weichen Stein, ganz bewusst, um den Staub und eine weiche glatte Fläche zu ertasten.

Während der Kreativprozesse, die im Übrigen nie länger als 30 Minuten dauerten, hörten wir klassische Musik. Zunächst wählte ich die Stücke spontan, legte auf, wonach die Laune war. Doch dann bemerkte ich die sich verändernde Stimmung beim Klang der Musik. Den Kindern gefielen die klassischen Kompositionen. Eine entspannte Ruhe erfüllte den Raum. Die Schwingungen der Klänge gingen in das Malgeschehen über. Plötzlich kreisten und strichelten die Kleinen im Takt der Musik.

Diese Beobachtung veranlasste mich zu einem gezielten Einsatz von Klängen. Die Musik sollte zum Thema passen, war die Idee. Und warum nicht gleich auch die musikalische Darbietung konkretisieren? Manchmal fehlt Menschen – auch einem Kleinkind – nur die Erklärung, um die hintergründige Aussage einer Komposition zu verstehen. Besser, sie zu bestätigen, weil die meisten Menschen ein musikalisches Thema intuitiv richtig deutet. Beim Kleinkind empfiehlt sich daher, die akustischen Klänge zu visualisieren. So, wie einst bei Hofe oder mit Leidenschaft in der Oper, Operette und später im Musical und Musikfilm.

 Musik gehört, ebenso wie darstellerische Kunst, in meiner Familie seit jeher zum Alltag. Nicht bloß konzentriert, als besonderer Hörgenuss im Konzertsaal oder aus Lautsprechern, sondern auch, um eine besondere Kulisse zu schaffen – z. B. beim Kochen, beim Essen oder als Hintergrund für einen schönen Abend.

Während der Kreativprozesse, die im Übrigen nie länger als 30 Minuten dauerten, hörten wir klassische Musik. Zunächst wählte ich die Stücke spontan, legte auf, wonach die Laune war. Doch dann bemerkte ich die sich verändernde Stimmung beim Klang der Musik. Den Kindern gefielen die klassischen Kompositionen. Eine entspannte Ruhe erfüllte den Raum. Die Schwingungen der Klänge gingen in das Malgeschehen über. Plötzlich kreisten und strichelten die Kleinen im Takt der Musik.

Diese Beobachtung veranlasste mich zu einem gezielten Einsatz von Klängen. Die Musik sollte zum Thema passen, war die Idee. Und warum nicht gleich auch die musikalische Darbietung konkretisieren? Manchmal fehlt Menschen – auch einem Kleinkind – nur die Erklärung, um die hintergründige Aussage einer Komposition zu verstehen. Besser, sie zu bestätigen, weil die meisten Menschen ein musikalisches Thema intuitiv richtig deutet. Beim Kleinkind empfiehlt sich daher, die akustischen Klänge zu visualisieren. So, wie einst bei Hofe oder mit Leidenschaft in der Oper, Operette und später im Musical und Musikfilm.

Kunst und Musik gehören seit jeher zu unserem familiären Alltag. Nicht nur konzentriert, als besonderer Hörgenuss im Konzertsaal oder aus Lautsprechern, sondern auch, um eine besondere Kulisse zu schaffen – z.B. beim Kochen, beim Essen oder als Hintergrund für einen schönen Abend. Klassische Musik spielt dabei eine besondere Rolle. Sie ist völlig unabhängig von Zeit und Raum. Menschen jeden Alters, jedes Kulturkreises erfreuen sich an den Klängen, die oft in längst vergangenen Epochen entstanden sind.

Kinder lassen sich immer gerne und fantasievoll auf Bilder und Skulpturen ein, denn, im Gegensatz zum erwachsenen Betrachter geht ein Kind völlig unvoreingenommen an Objekte und Bilder aller Art heran, ganz egal, ob es sich um gegenständliche oder abstrakte Kunstwerke handelt.

„Die sind ja noch viel zu klein!“ Erinnern wir uns noch einmal an die Besucherin der Galerie Neue Meister. Sie hätte möglicherweise sogar etwas von den ganz jungen Kunstgenießern lernen können, wäre sie nur in der Lage, sich in das Wesen ganz junger Menschen hinein zu fühlen. Immerhin war auch sie einmal klein und hatte möglicherweise sogar eigene Kinder.

Vielleicht trüben gerade die eigenen Erfahrungen den Blick, denn es ist durchaus nicht selbstverständlich, ein Baby oder Kleinkind an Kulturereignissen teilhaben zu lassen. Im Gegenteil, nachdem es zunächst kaum 300 Jahre her ist, dass dem Kind überhaupt ein innergesellschaftlicher Entwicklungsraum zugestanden wird, widmet sich der größte Teil der pädagogischen Konzepte frühestens der Förderung von Kindergartenkindern, also ab dem dritten Lebensjahr. Dem Säugling und Kleinkind bis zum Kindergartenalter gönnen ältere Ratgeber höchstens praktische Pflegehinweise.

Genau das will ich mit dieser Arbeit ändern. Ich möchte die Methoden, Möglichkeiten und Chancen deutlich machen, die sich ergeben, wenn man Kleinkinder an Kunst und Klassik heran führt.

 

Ulrike Richter

 

 

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